Morgen (29. Juni) beginnt an der TU Bergakademie Freiberg das internationale Werner-Symposium anlässlich des 200. Todestages von Abraham Gottlob Werner, einem der herausragendsten Gelehrten der Universität, dessen wissenschaftliches Erbe noch heute weltweit Anerkennung findet. Vom 29. Juni bis 1. Juli werden Wissenschaftler aus neun Ländern über unterschiedliche Aspekte des Wirkens von Werner von Freiberg aus in die Welt und die naturwissenschaftlichen Netzwerke seiner Zeit diskutieren. Rund 60 Teilnehmer haben sich bis jetzt zur Tagung angemeldet. Eröffnet wird das Symposium von Schirmherrin Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst des Freistaates Sachsen.
Schirmherrin Dr. Eva-Maria Stange, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst des Freistaates Sachsen: „1791 erhielt der Geologe, Mineraloge und Montanwissenschaftler Abraham Gottlob Werner den Auftrag für die geognostische Landesuntersuchung Sachsens. Vor allem die zunehmende Verknappung von Brennstoffen veranlasste die sächsische Regierung dazu, die Suche nach Steinkohle anzuordnen. Die Frage nach Ressourcen und der gesellschaftliche Umgang mit ihnen sind eine Brücke direkt in die Gegenwart. Die tiefe kulturelle Verankerung des Nachhaltigkeitsgedankens an der Bergakademie, die Offenheit der Bergakademie für Neues und die enge Verbundenheit von Hochschule, Wirtschaft und Gesellschaft bilden einen fruchtbaren Nährboden für die Bewältigung der gegenwärtigen globalen Herausforderungen und die Nutzung der damit verbundenen Chancen. Beispiele in diesem Sinne sind die eingereichten Exzellenzanträge, die mit der TU Chemnitz und der TU Dresden gebildete Leichtbau-Allianz sowie die erfolgreiche Partnerschaft im europäischen KIC (Knowledge and Innovation Communities) Raw Materials – einer strategischen Wissens- und Innovationsgemeinschaft, die im Rahmen des EU-Forschungsrahmenprogrammes Horizon 2020 eingeworben wurde.“
Das Wirken von Abraham Gottlob Werner (25.09.1749 – 30.06.1817) verschaffte der damals jungen Bergakademie in Freiberg internationales Renommee, seine Ausbildung durchliefen zahlreiche, später berühmte Absolventen, darunter Alexander von Humboldt. Studenten aus aller Welt kamen nach Freiberg, um bei Werner zu lernen. Ihm ist es zu verdanken, dass weltweit montanistische Hochschulen und große mineralogische und geologische Sammlungen nach Freiberger Vorbild gegründet wurden. Werner gilt als Vater der modernen Geologie und Mineralogie. Er hat die erste geologische Kartierung Sachsens vorgenommen, im Auftrag des Sächsischen Oberbergamtes.
Anmeldungen (auch zu Einzelveranstaltungen) zum Werner-Symposium sind noch möglich, online, telefonisch in der Universitätsbibliothek, Tel. 03731 39-2959, oder ab Mittwochabend im Tagungsbüro in der Alten Mensa (Petersstraße 5 in Freiberg). Der Abendvortrag über Werners Geowissenschaftliche Sammlungen am 29. Juni ist öffentlich und kostenfrei. Der Festvortrag zur Freimaurerei von Prof. Dr. Klaus-Jürgen Grün am 30. Juni ist öffentlich, eine (kostenpflichtige) Anmeldung noch möglich. Grün ist selbst Freimaurer und seit 2000 Vizepräsident der Freimaurerischen Akademie des Alten Angenommenen Schottischen Ritus.
Zur Eröffnung des Symposiums am 29. Juni sprechen außer Staatsministerin Dr. Eva-Maria Stange, Bibliotheksdirektorin Susanne Kandler, Rektor Prof. Dr. Klaus-Dieter Barbknecht, Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger sowie Oberberghauptmann a.D. Prof. Reinhard Schmidt.
Den Eröffnungsvortrag mit Titel „Abraham Gottlob Werner in Literatur und Wissenschaft“ halten Altrektor Prof. Dr. Dietrich Stoyan und Prof. Dr. Karl-Armin Tröger von der TU Bergakademie Freiberg. Anett Wulkow, Mitarbeiterin des Universitätsarchivs, gibt anschließend erstmals einen Einblick in das Besucherbuch der Bergakademie zwischen 1769 und 1820. Das Ehrenbuch mit seinen 2.768 Einträgen von Naturforschern, Künstlern, Schriftstellern, Industriellen, Ingenieuren, Diplomaten und weiteren Persönlichkeiten aus Adels- und bürgerlichen Kreisen aus dem In- und Ausland gibt Kenntnis über die Wissenschaftsbeziehungen der Bergakademie in der Zeit, in der Abraham Gottlob Werner in Freiberg wirkte. In weiteren Panels des Symposiums werden Werners Arbeiten zu Farben in den verschiedensten Bereichen der Geowissenschaften, zur Mineralogie, oder seinen Überlegungen zum Anlegen von Sammlungen besprochen sowie die Bedeutung von Netzwerken in Sachsen und international – damals und heute. Das Symposium bietet insbesondere jungen Wissenschaftlern eine Plattform, um international Kontakte zu knüpfen und die eigene Forschung (nicht nur zu Werner) einem breiten Publikum vorzustellen.
Eine Kranzniederlegung zu Ehren Abraham Gottlob Werners im kleinen Kreis findet am 29. Juni in der Kapelle am Grünen Friedhof des Domes in Freiberg statt. Der Text der Kranzschleife lautet: „Wir wollen mehren was Du erschufest – ehren was Du begründetest“.
Im Rahmen des Werner-Symposiums verleiht Dekan Prof. Dr. Klaus Spitzer dem Bergbau-Studenten Max Mieth für seine herausragenden fachlichen Leistungen und sein soziales Engagement für die Belange der Studenten insbesondere zu Studienbeginn den Abraham-Gottlob-Werner-Preis 2016. Max Mieth hat vergangene Woche sein Diplom mit der Note 1,0 verteidigt.
Zum Abschluss des Werner-Symposium begeben sich die Tagungsteilnehmer und Interessenten (nur mit Anmeldung) auf Exkursion nach Görlitz, um die Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, als wichtigstes naturwissenschaftliches Netzwerk der Aufklärung in Europa und die historische Altstadt der östlichsten Stadt Deutschlands zu besichtigen oder die Landeskrone geologisch und archäologisch zu erkunden.
Zum öffentlichen Vortrag: Die Geowissenschaftlichen Sammlungen von Abraham Gottlob Werner
Als im Jahr 1814 Werners neun Geowissenschaftliche Sammlungen taxiert wurden, belief sich der Wert auf 55.864 Taler und acht Groschen. Welchen Wert und welche Bedeutung haben diese Sammlungen heute? Welche Verantwortung tragen wir gegenüber materiellem Kulturgut? Der Referent Prof. Dr. Gerhard Heide ist Universtitätsprofessor für Allgemeine und Angewandte Mineralogie, Direktor der Geowissenschaftlichen Sammlungen und Wissenschaftlicher Direktor der terra mineralia, der Dauerausstellung der TU Bergakademie Freiberg. In seinem Vortrag, dem 156. Freiberger Kolloquium, stellt er neue Erkenntnisse zu Werners Sammlungen aus einem DFG-Projekt vor.
Termin: Donnerstag, 29. Juni 2017, 19:30 Uhr
Veranstaltungsort: Senatssaal der TU Bergakademie Freiberg, Akademiestr. 6 in Freiberg
Informationen: http://tu-freiberg.de/veranstaltungen/2017-06-29/vortrag-156-freiberger-kolloquium
Festvortrag: „Monisten und Reformlogen – Warum sich im 19. Jahrhundert Naturwissenschaftler der Freimaurerei verbunden fühlten“ (30. Juni, mit Anmeldung)
Die Freiberger Loge „Zu den drei Bergen“ wurde am 15. Dezember 1798 gegründet. 1804 erwarb die Loge das Gebäude in der heutigen Waisenhausstraße. Bis zur Auflösung der Logen in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts stieg die Mitgliederzahl auf mehr als 300 Logenbrüder. Fast alle bedeutenden Naturwissenschaftler des 18. Jahrhunderts waren in Freimaurerlogen organisiert, so auch Abraham Gottlob Werner. Der Referent Prof. Klaus-Jürgen Grün ist außerplanmäßiger Professor am Institut für Philosophie der Goethe-Universität. Grün und seit 1991 Mitglied der Freimaurerloge Zur Einigkeit in Frankfurt am Main und seit dem Jahr 2000 Vizepräsident der Freimaurerischen Akademie des Alten Angenommenen Schottischen Ritus. Außerdem war er von 2007 bis 2016 Meister der in Bayreuth ansässigen Freimaurer-Forschungsloge Quatuor Coronati.
Termin: Freitag, 30. Juni 2017, 19:00 Uhr
Teilnahmegebühr: 35,00 Euro
Veranstaltungsort: Brauhof Freiberg, Körnerstraße 2, 09599 Freiberg
Informationen zum Programm des Werner-Symposiums, Anmeldung und Koordinaten: http://tu-freiberg.de/ub/werner-symposium-2017
Begleitprogramm mit zwei Ausstellungen und Werner-Portal
Werner-Sonderausstellung (Eröffnung am 28.06. um 19 Uhr)
Heute (28.06., 19 Uhr) eröffnet Prof. Gerhard Heide mit einem Vortrag über Werner und seine Sammlungen die neue Sonderausstellung, die bis Ende 2017 im Foyer der Geowissenschaftlichen Sammlungen besichtigt werden kann. – Um seine Studenten möglichst anschaulich unterrichten zu können, begann Abraham Gottlob Werner mit privaten Mitteln eine umfangreiche geowissenschaftliche Sammlung aufzubauen und legte insgesamt neun verschiedene Spezialsammlungen an (Kennzeichensammlung, oryctognostische Sammlung, Edelsteinsammlung, geognostische Sammlung, geographische Sammlung, Sammlung großer Schaustücke, Versteinerungssammlung, Conchyliensammlung und eine Sammlung von Zoophyten, Corallen und anderen Marinis). Aus diesen Sammlungen werden in der Sonderausstellung typische Beispiele gezeigt.
Werner-Ausstellung in der Universitätsbibliothek (7. Juni bis 30.September)
Bereits am 7. Juni eröffnete die Universitätsbibliothek eine Sonderausstellung zum 200. Todestag des Geologen, Mineralogen und Montanwissenschaftlers – Abraham Gottlob Werner, die noch bis 30. September besichtigt werden kann. Unter dem Titel „Wir wollen ehren was du erschufest“ beleuchtet die Ausstellung viele Facetten des Freiberger Gelehrten, der als Vater der modernen Geologie und Mineralogie gilt und den Weltruf der TU Bergakademie Freiberg begründete aber dessen besondere Begabung auch auf dem Gebiet der Linguistik zu finden ist.
Werner digital
Im neuen „Werner-Portal“ der Universitätsbibliothek sind rund 2.600 bisher unveröffentlichte Arbeiten Abraham Gottlob Werners öffentlich zugängig. Neben den geologischen und montanwissenschaftlichen Arbeiten sind erstmals seine linguistischen Studien publiziert. Link: http://tu-freiberg.de/ub/sammlungen/werner-digital