Unter dem Leitthema „Schätze heben – Innovative Methoden, Prozesse und Technologien“ diskutierten die Experten im Rahmen der jährlichen Freiberger Forschungskonferenz der TU Bergakademie Freiberg in insgesamt acht verschiedenen Symposien. Diese widmeten sich unter anderem Themenbereichen wie der Bio-Hydrometallurgie, der nachhaltigen Gewinnung und Speicherung von Geo-Energie oder der wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Funktion der Arktis.
„Mit dem Berg- und Hüttenmännischen Tag (BHT) konnte die Universität auch in diesem Jahr wieder ihre fachliche Vielfalt und Leistungsfähigkeit innerhalb der Forschung aufzeigen. Alle Kolloquien und Vorträge befassten sich mit hochrelevanten Themen der Rohstoffversorgung der Zukunft. Das macht den BHT zu einem wichtigen Baustein für unsere Ressourcenuniversität“, resümiert Prof. Dr. Rudolf Kawalla, Prorektor für Forschung der TU Bergakademie Freiberg. Die rund 700 Teilnehmer kamen unter anderem aus Russland, Chile, Ägypten, Singapur, Mosambik, England und Griechenland.
Fachkolloquium 1: Nachhaltige Gewinnung und Speicherung von Geo-Energien
Geo-Energie ist das Kürzel für Energierohstoffe und Energiespeicher jeglicher Art in der Erdkruste und ihre sinnvolle Nutzung für Wirtschaft und Gesellschaft. „Die Energiewende als Hauptherausforderung unserer heutigen Zeit kann nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn die tragenden Säulen – nämlich ein sinnvoller Energiemix, ein leistungsfähiger und intelligenter Energietransport sowie weiterentwickelte Speichertechnik – berücksichtigt werden“, erklärt Prof. Amro vom Institut für Bohrtechnik und Fluidbergbau, der neben Dipl.-Geol. Rose die Leitung des Kolloquiums innehatte. In dem zweitägigen Fachkolloquium ging es daher unter anderem um Fragen der Untergrundspeichertechnik, der Bedeutung und Erschließung von unkonventionellen Lagerstätten, der Visualisierung und Simulation relevanter Prozesse sowie Methoden zur Modellierung und Optimierung des Wärmetransports (Geothermie).
Fachkolloquium 2: Informationstechnologien, Automation und Robotik im Bergbau
Das klassische Arbeitsumfeld des Bergmanns hat sich bereits rasant verändert. Im Kolloquium „Informationstechnologien, Automation und Robotik im Bergbau“ griffen die Referenten diese Thematik auf und stellten auf den Gebieten der automatisierten Bergbautechnik, Robotik und Informatik aktuelle Aspekte zum Stand der Forschung vor und diskutierten die damit einhergehenden Chancen, Risiken und zukünftigen Erwartungen für die Bergbaubranche. Die Freiberger Forscher gaben dafür unter anderem Einblicke in das Projekt zum „Realtime Mining“ sowie in die 3D- Geomodellierung. „Das Kolloquium ist ein sehr gutes Beispiel dafür, das sich verschiedenste Professuren unter einem Thema auf dem BHT kollegial zusammenfinden, um interdisziplinär zusammenzuarbeiten und die Kompetenzen in Sachen Bergbau, Automation, Informatik zu bündeln“, erklärt André Herzog, Kolloquiumsverantwortlicher.
Fachkolloquium 3: Freiberger Geotechnik Kolloquium
Das 9. Freiberger Geotechnik Kolloquium fand unter der Schirmherrschaft und als wissenschaftliches Forum des Vereins Freiberger Geotechniker e.V. statt und wurde von Dr. Nandor Tamaskovics geleitet. In den Fachvorträgen mit den Schwerpunkten aus dem Fachgebiet der Bodenmechanik und der Ingenieurgeologie wurden Themen wie die geotechnische Beherrschung anspruchsvoller Baugruben, moderne Verfahren und geotechnische Fragen der Baugrundverbesserung, Probleme und Ansätze zur Bewertung der Standsicherheit auf verflüssigungsgefährdeten Standorten sowie die Technologie und geotechnische Bemessung von offshore Windenergieanlagen diskutiert. Im letzten Vortragsblock erhielten Studenten die Möglichkeit, die Ergebnisse ihrer interessanten Qualifikationsarbeiten vorzustellen. "Das große Interesse des externen Fachpublikums, der Mitarbeiter und Studenten unser Universität unterstreichen den Erfolg der Veranstaltung", erklärte Dr. Tamaskovics.
Fachkolloquium 4: Numerical modelling of THMC coupled processes in geotechnical engineering applications
Das THMC-Kolloquium beleuchtete unter Leitung von Jun. Prof. Haibing Shao die mathematische Modellierung physikalischer Vorgänge in geotechnischen Anwendungen. Die Fachvorträge zu den Schwerpunkten der Geothermie, der numerischen Modellierung von Schädigungen in Festgesteinen, der Modellierung der Trennflächenentwicklung in potenziellen Endlagern für radioaktive Reststoffe sowie die Speicherung von Gas in Salzkavernen stießen bei dem externen Fachpublikum auf großes Interesse.
Fachkolloquium 5: Metallurgisches Kolloquium zu Ehren von Prof. Dieter Janke
Anlässlich des 80. Geburtstages, den Prof. Dieter Janke (*12. März 1936, † 22 August 2012) am 12. März 2016 begangen hätte, wurde am 9. Juni ein Ehrenkolloquium an seiner langjährigen Wirkungsstätte, dem Institut für Eisen- und Stahltechnologie, ausgerichtet. Neben der Würdigung seines Lebensweges und seiner wissenschaftlichen Leistungen bot das Kolloquium den 52 ehemaligen Studenten und Doktoranden sowie Vertretern von Forschungseinrichtungen die Gelegenheit des fachlichen Austauschs mit namenhaften Industrieunternehmen wie ALS, Daimler oder thyssenkrupp.
Prof. Dieter Janke, der im Jahr 1992 den Ruf an die TU Bergakademie Freiberg als Lehrstuhlinhaber für „Theorie metallurgischer Prozesse/Eisen- und Stahlerzeugung“ annahm. Bereits ein Jahr später übernahm er die Leitung des Instituts für Eisen- und Stahltechnologie. Er hat die Lehre und Forschung auf den Gebieten der Metallurgie der Eisen- und Stahlerzeugung, der Metallurgischen Prozesstechnik, der Thermodynamik und der Kinetik stark geprägt. Seine Arbeiten sind in über 300 Veröffentlichungen sowie mehreren Fachbüchern dokumentiert und waren national und international hoch anerkannt.
Fachkolloquium 6: 11. Freiberg-St. Petersburger Kolloquium junger Wissenschaftler
Bereits zum elften Mal trafen sich dieses Jahr junge Wissenschaftler zum akademischen Austausch. Die Themen des Kolloquiums reichten entlang der Wertschöpfungskette der Rohstoffindustrie – von der Mineralogie und Geologie, über Bergbau und Aufbereitung bis zur Metallurgie. „Die jungen Wissenschaftler sammeln auf dem Kolloquium erste wertvolle Erfahrungen im englischsprachigen Vortragen und der Anfertigung von Präsentationen. Sie können von den Hinweisen der Hochschullehrer und dem Beispiel anderer Vortragender lernen und Netzwerke knüpfen,“ schätzt der Leiter des Kolloquiums, Prof. Dr. Carsten Drebenstedt ein. Insgesamt nutzten fast 100 junge Wissenschaftler - darunter auch eine Delegation von 47 Studenten der Bergbauunivserität St. Petersburg - die Gelegenheit für die Weiterbildung. Neben der Teilnahme am Kolloquium standen Exkursionen zu Rohstofffirmen wie Vattenfall und VNG sowie Besichtigungen und Diskussionen an den Instituten der Freiberger Universität im Lehr- und Forschungsbergwerk „Reiche Zeche“ sowie in der terra mineralia auf dem Programm.
Fachkolloquium 7: 1. Freiberger Promovierendenkonferenz
Zum ersten Mal fand in diesem Jahr die vom Promovierendenrat der TU Bergakademie Freiberg (ProRat) initiierte und von der Graduierten- und Forschungsakademie (GraFA) unterstützte „Freiberger Promovierendenkonferenz“ statt. Die erste Konferenz in dieser englischsprachigen Veranstaltungsreihe lief unter dem Titel „Moments of Finding“. Thematisch ging es also um die Erkenntnisprozesse, welche im Laufe der Forschungsarbeit von jedem Wissenschaftler, unabhängig vom Fachgebiet, durchlaufen werden. Eingebettet in die Vorstellung ihrer eigenen wissenschaftlichen Arbeit berichteten die Vortragenden von ihren persönlichen Erfahrungen beim Umgang mit auftretenden Hürden, den Lernprozessen und signifikanten Fortschritten. Die Teilnehmer der Konferenz kamen aus 5 Fakultäten. So waren neben Vorträgen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften auch Mathematik, Chemie, Bohrtechnik, Mineralogie und Werkstoffwissenschaft vertreten.
Fachkolloquium 8: Bio-Hydrometallurgy Symposium: Metal extraction from aqueous solution
Im Biohydrometallurgischen Symposium tauschten sich Wissenschaftler verschiedener Universitäten und Forschungseinrichtungen über Aspekte der Metallgewinnung aus wässrigen Lösungen – insbesondere Indium und Germanium – aus. „Ich freue mich besonders über die neuen Erkenntnisse der Doktoranden anderer Forschungseinrichtungen“, erklärt Prof. Michael Schlömann, Koordinator und Sprecher des BHMZ. Die Erkenntnisse dienen der interdisziplinären Forschung im BHMZ und ermöglichen eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. So stellte Dipl.-Ing. Radek Vostal, ein tschechischer Doktorand des BHMZ, im Rahmen der Veranstaltung ein neues, gerade zur Patentierung angemeldetes, Verfahren zur Extraktion von Indium vor.