
Mit der Dauerleihe eines großen Teiles ihrer Mineraliensammlung an die Universität ermöglichte Dr. Erika Pohl-Ströher die Einrichtung der weltbekannten Ausstellungen terra mineralia im Freiberger Schloss Freudenstein und Mineralogische Sammlung Deutschland im Krügerhaus ermöglichte. Diese Besuchermagneten wurden seit 2008 von über 850.000 Menschen besucht. Innerhalb weniger Jahre veränderte sich das Antlitz des gesamten Umfeldes um Schloss Freudenstein zu einem attraktiven Teil des Stadtbildes des Geostandortes Freiberg. Die Sammlung bereichert die universitäre Lehre und Forschung auf einzigartige Weise.
Erika Ströher wurde am 18. Januar 1919 im sächsischen Wurzen geboren und wuchs in Rothenkirchen im Vogtland auf. Ihr Lebensweg war wesentlich durch die Firma Wella geprägt, für die ihr Großvater im Jahre 1880 den Grundstein legte. Erika Ströher studierte in Jena Chemie und Biologie und promovierte im Fach Biologie. Auch für Mineralien interessierte sie sich schon in jungen Jahren: Während einer Kur in Bad Gastein begeisterte sie sich für die schönen Quarzstufen, die als Souvenir angeboten wurden. Sie begann, unregelmäßig zu sammeln. Erst als die Kinder das Haus verließen, wurde sie zur leidenschaftlichen Sammlerin: Nach den Mineralien aus dem alpinen Raum, dem Erzgebirge und weiteren regionalen Fundstellen wandte sie sich Osteuropa, Afrika und Amerika zu. Seit Mitte der 90er Jahre galt ihr Interesse vor allem den Mineralvorkommen in China, Pakistan und Afghanistan. Aus aller Welt trug sie mehr als 90.000 Stufen zusammen. So hat sie innerhalb von sechs Jahrzehnten eine sehr umfangreiche Kollektion aufgebaut, die nach regionalen Gesichtspunkten geordnet ist und durch erstklassige Qualität und Ästhetik besticht. Dr. Erika Pohl-Ströher baute sich ein internationales Netz von Tauschpartnern und Händlern in aller Welt auf und erhielt stets aktuell Informationen über außergewöhnliche Mineralfunde. So konnte sie ihrer Sammlung stets neue attraktive Stufen hinzufügen. Um dieses Lebenswerk zu erhalten, hat sie mit ihren Kindern nach einem geeigneten Ausstellungsort gesucht, wo ein Großteil der Sammlung präsentiert, gepflegt, aber auch für wissenschaftliche Fragen und die Lehre genutzt wird. Mit der TU Bergakademie fiel die Wahl auf Freiberg. Grünes Licht für die Ausstellung terra mineralia gab es im Jahr 2004 mit der Gründung der Pohl-Ströher Mineralienstiftung in der Schweiz und dem Abschluss eines Dauerleihvertrages mit der TU Bergakademie Freiberg. Mit der Sanierung von Schloss Freudenstein wurde ein besonderer Ausstellungs- und Erlebnisort geschaffen, der Ende Oktober 2008 eröffnet wurde. Die nicht ausgestellten Schätze lagern in einem umfangreichen Depot, wo sie für Forschungszwecke jederzeit zugänglich sind. Ende 2012 wurde die Ausstellung Mineralogische Sammlung Deutschland im Krügerhaus fertiggestellt. Während der ganzen Zeit der Zusammenarbeit mit Dr. Erika Pohl-Ströher beeindruckte uns vor allem ihre Bescheidenheit, Zurückhaltung und Warmherzigkeit.
Einer der größten Wünsche der Stifterin war es, durch die Präsentation ihrer Mineralien vor allem junge Menschen für Natur- und Geowissenschaften zu begeistern. Sie ließ sich regelmäßig über die Entwicklung der Ausstellungskonzeption berichten und brachte auch ihre eigenen Vorstellungen mit ein. Besonders hat sie sich darüber gefreut, dass die Kindergruppe mineralinos entstanden ist und eine Vielzahl von Schul- und Ferienprogrammen entwickelt wurde. Mit 350 Schulklassen im Jahr und über 1.000 Tagesbesuchern zu den Ferienaktionen sind die Programme sehr erfolgreich. So konnte der Herzenswunsch der Stifterin erfüllt werden.
Für ihr geowissenschaftliches Engagement ist Dr. Erika Pohl-Ströher vielfach geehrt worden. 2004 wurde sie vom Berufsverband Deutscher Geologen mit dem „Stein im Brett“ ausgezeichnet. Der Freistaat Sachsen verlieh ihr 2005 den Sächsischen Verdienstorden und die TU Bergakademie Freiberg ernannte sie zur Ehrensenatorin. 2008 erhielt sie für ihre Leistung für die Wissenschaft die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Geowissenschaften, Geotechnik und Bergbau der TU Bergakademie Freiberg. Im Jahr 2013 wurde ihr zu Ehren ein neues und sehr seltenes Mineral, ein wasserhaltiges Kupfer-Zink-Calcium-Arsenat, von ihrer Lieblingsfundstelle Tsumeb in Namibia als Erikapohlit benannt.
Doch nicht nur die Welt der Minerale hatte es ihr angetan. Unweit von Freiberg entstanden im Erzgebirge zwei weitere Ausstellungen: das Erlebnismuseum Manufaktur der Träume in Annaberg-Buchholz aus ihrer Sammlung erzgebirgischer Volkskunst und Kunsthandwerk und das Depot Pohl-Ströher in Gelenau, in dem Volkskunst, historische Spielzeuge, Weihnachtliches und Österliches zweimal jährlich zu sehen sind.
Wir werden ihr Andenken und ihr Vermächtnis stets in Ehren halten.
Das Rektorat der TU Bergakademie Freiberg